Förderpreis Neues Deutsches Kino 2023: Sylvie Michel gewinnt Hauptpreis für „More Than Strangers"

Der Förderpreis Neues Deutsches Kino 2023 wird von der Bavaria Film, dem Bayerischen Rundfunk und der DZ Bank gestiftet. Durch die Veranstaltung an der HFF München führte Moderatorin Sandra Rieß. Zur dreiköpfigen unabhängigen Jury gehörten in diesem Jahr Sheri Hagen (Regisseurin/Schauspielerin), Friedrich Mücke (Schauspieler) und Sophie Linnenbaum (Regisseurin), die 2022 selbst den Förderpreis in der Kategorie „Beste Regie" gewann. Erneut gab es in der Kategorie „Drehbuch" zusätzlich ein Mentoring zu gewinnen, das in diesem Jahr von Maximiliane Prokop (Produzentin) betreut wird.

Der Förderpreis Neues Deutsches Kino ist insgesamt mit 70.000 Euro dotiert und zeichnet herausragende Leistungen aufstrebender Talente in den Spielfilmen der Reihe Neues Deutsches Kino des Filmfest München aus.

 

Förderpreis Neues Deutsches Kino REGIE (30.000 Euro): Sylvie Michel für „More Than Strangers"

Die Jurybegründung: „Ein Kammerspiel, ein Mikrokosmos. Auf kleinstem Raum gibt uns diese Inszenierung einen humorvollen Einblick in die kleinen und großen menschlichen Tragödien. Durch klar gesetzte, bewusst zurückgenommene Gestaltung und die feine Inszenierung werden die Figuren zu Menschen und Freunden, die uns auf eine Reise zwischen Recht und Unrecht mitnehmen. Man sagt der Weg ist das Ziel. Manchmal ist es aber auch der Umweg. Wir gratulieren Sylvie Michel zu ihrer starken Regieleistung."

Zum Inhalt:
Fünf Fremde unterschiedlicher Nationalitäten teilen sich über Car Sharing eine Fahrt von Berlin nach Paris und haben alle nur eines gemeinsam: ihr Ziel easy und günstig erreichen zu wollen. Als sich herausstellt, dass ein Passagier ein ernsthaftes Problem hat, das sie alle in Schwierigkeiten bringen könnte, wird die Fahrt ein wenig komplizierter. Die Reise muss weitergehen – wie, hängt nun von ihnen ab.

„More Than Strangers" entstand unter der Regie von Sylvie Michel in Koproduktion von Pallas Film, Twenty Twenty Vision Filmproduktion und View Master Films. Thanassis Karathanos und Martin Hampel produzierten. Vertrieben wird "More Than Strangers" von W-Film Distribution.

 

Förderpreis Neues Deutsches Kino PRODUKTION (20.000 Euro): Uschi Feldges für „Leere Netze"

Bei der Verleihung lobte die Jury den „produzentischen Wagemut" von Uschi Feldges: „Abseits der üblichen Bilder und Schlagzeilen, die wir in der westlichen Welt mit dem Iran in Verbindung bringen, erzählt der Film eine ungewöhnliche Flucht-Geschichte in Romeo- und Julia-Form an der Küste Irans. Der Film ist ein gelungener Perspektivwechsel in der Erzählung, im Cast und Setting. Uschi Feldges schafft in Zusammenarbeit mit Eva Kemme und Ansgar Frerich in „Leere Netze“ eine hoffnungsvolle und spannende Reise. Wir gratulieren zum produzentischen Nachwuchspreis."

Zum Inhalt:
Als der junge Iraner Amir bei einem Fischer an der rauen Küste des Kaspischen Meeres anheuert, um das Geld für die Heirat mit seiner großen Liebe Narges aufbringen zu können, verstrickt er sich in kriminelle Machenschaften illegaler Kaviar-Wilderei. Stück für Stück offenbart sich ein komplexes Herrschaftsgefüge; immer enger und beklemmender wird die Parallelwelt, die auch Amirs Beziehung zu Narges gefährdet.

 

Förderpreis Neues Deutsches Kino DREHBUCH (10.000 Euro): Merle Grimme für „Clashing Differences"

Die Jurybegründung: „Auf eine humoristische Art und Weise spiegelt dieses Buch den Zustand und den Umgang der Filmindustrie mit dem Thema Diversität auf Sein, Schein und Realität wider. Wir freuen uns über 'Clashing Differences', diese ungewöhnliche Form der satirischen Erzählung, die mit den Strukturen der Ungleichheit in unserer Filmbranche brechen möchte. Wir gratulieren Merle Grimme zu ihrem mutigen Buch."

Zum Inhalt:
Um nicht gecancelt zu werden, muss der Verein „House of Womxn" sein geplantes Panel für die internationale Frauenkonferenz schnellstmöglich nach den Regeln der Diversity-Checkliste anpassen. In der Folge kommt es zum Zusammenprall ihrer sehr unterschiedlichen Gäste im verlassenen Vereinshaus, bei dem zunächst schmerzliche Unterschiede, aber auch bestärkende Gemeinsamkeiten zum Vorschein kommen.

 

Förderpreis Neues Deutsches Kino SCHAUSPIEL (10.000 Euro): Dor Aloni für „Südsee"

Die Jurybegründung: „Charmant kommst du daher. Mit einer großen verführerischen Lust zu spielen. Du begegnest deiner Spielpartnerin mit großer Offenheit und deiner Bereitschaft, das Spiel von Aktion und Reaktion auch durch Überraschungen zu formen. Dabei bist du frech, humorvoll – vermutlich ganz nahe bei dir und schließt damit deinem Publikum gegenüber einem Raum auf. Man will dir zuschauen. Dir nah sein. Die feinen Nuancen sind in der Arbeit, die wir gesehen haben, der springende Punkt. Wie du Sätze sprichst, kleine Pointen setzt, Fragen stellst – überhaupt mit deiner Sprache spielst – das alles war für uns ein großes Vergnügen. Mit einer sehr interessanten Mischung aus Leichtigkeit, Sinnlichkeit und einem unaufgeregten Spiel begegnen wir einem Talent, von dem wir uns wünschen würden, in Zukunft mehr zu sehen. Vieles, wirklich vieles ist vorstellbar."

Zum Inhalt:
Anne und Nuri (Dor Aloni) kennen sich nur über einen gemeinsamen Bekannten, als sie zusammen ins Haus von Nuris Eltern in die Berge zwischen Tel Aviv und Jerusalem fahren. Während der militärische Konflikt zwischen der israelischen Armee und der Hamas eskaliert, verbringen die beiden im Schutz des Raketenabwehrsystems Iron Dome zwei intime Tage am Pool, um den nächtlichen Bombenalarmen in der Stadt zu entkommen.

 

Auf unserem YouTube-Kanal FILMFEST MÜNCHEN wurde die gesamte Preisverleihung des Förderpreis Neues Deutsches Kino live übertragen. Die Aufzeichnung ist auch im Nachgang frei verfügbar. „kinokino", das Filmmagazin des Bayerischen Rundfunks, berichtet von der Veranstaltung und stellt die Gewinnerfilme vor: 

„kinokino extra: Das Beste vom 40. Filmfest München“
am Sonntag, 2. Juli 2023 um 18.30 Uhr in 3sat und um 22.45 Uhr im BR Fernsehen